Ultralight shelter – Ein Überblick

Dieser Artikel wird sich mit der Behausung eines ultralight Wanderers befassen und soll einen vergleichenden Überblick über die verschiedenen Arten von leichten Unterschlüpfen für die Nacht geben. Oftmals ist das Zelt, oder im ultralight-slang auch ‚shelter‘ genannt, das schwerste Item im Rucksack. Das bedeutet, dass man hier oftmals am meisten Gewicht sparen kann. Nicht immer ist jedoch die leichteste Variante auch die beste Wahl, alles hat seine Vor- und Nachteile.
‚Traditionelle‘ Zelte bestehen fast immer aus einem Innen- und einem Außenzelt. Sie bieten meistens viel Platz, sowohl zum Schlafen im Innenraum, als auch zum Verstauen der Ausrüstung in den Apsiden. Dieser Komfort hat jedoch einen Preis: das Gewicht des Zeltes. Dieses befindet sich bei traditionellen 1-Mann-Zelten oftmals bei um die 2 kg, gerne auch mal 3 oder sogar 4 kg. Auch unter den Zelten, die man zu den ultralight sheltern zählt, gibt verschiedene Abstufung in Sachen Gewicht und Komfort. Von Zelten, die nicht groß anders als klassische Campingzelte aussehen, über einwandige Behausungen bis zu einem an den Seiten offenem Tarp ist die Auswahl groß. Welche Kategorie hier die beste Wahl zum ultralight Wandern ist, hängt von den Bedingungen der Tour und den persönlichen Präferenzen ab.

Ultralight shelter versuchen, auf verschiedene Weisen Gewicht zu sparen. Sie sind meistens kleiner als herkömmliche Zelte und verwenden leichtere Materialien. Sie eignen sich eher weniger für einen ausgedehnten ‚klassischen‘ Campingurlaub auf einem ausgewiesenen Campingplatz. Das Motto lautet hier wie überall in der ultralight Ausrüstung ‚Minimalismus‘. Der Platz und Stauraum ist so bemessen, dass die angestrebte Anzahl von Personen samt Gepäck gerade genug Platz hat. Die wohl am meisten verbreitete Art Gewicht zu sparen, ist, das Gestänge eines shelters oder Zeltes durch Trekkingstöcke zu ersetzen. Diese inzwischen nicht mehr nur von Rentnern genutzten Hilfsmittel sind auch bei vielen Wanderern beliebt. Daher ist es naheliegend, und ganz dem Geiste von ultralight entsprechend, einen Ausrüstungsgegenstand, der sowieso mit auf der Tour ist, auch noch für andere Zwecke zu benutzen.

Der nächste Schritt zum leichteren shelter ist, eine der zwei Zeltwände wegzulassen. Viele der wirklichen ultralight Zelte kennen kein Innenzelt. Die Innenwand dient bei klassischen Zelten vor allem zwei Dingen:
1. Der Schlafende und die Ausrüstung im Innenzelt sollen von der Außenwand getrennt werden, die oftmals durch Kondensation über die Nacht von innen feucht wird.
2. Insekten und sonstige Kriechtiere sollen nicht in den Schlafbereich vordringen, um dort eine vor allem mücken- und mosquitofreie Zone zu schaffen.
Dies bedeutet, dass einwandige ultralight shelter sich mit diesen Problemen, die durch das Weglassen des Innenzelts entstehen, befassen müssen. Unterschiedlichen sheltern gelingt dies unterschiedlich gut. Oft wird versucht das Problem der Kondensation durch eine bessere Belüftung zu lösen. In gutem Wetter, wenn man also alle Zeltöffnungen offen lassen kann, ist die Kondensation meistens sowieso nicht sehr stark. Wenn dies wegen der Wetterbedingungen nicht möglich ist, haben gute einwandigen shelter, die unteren Enden der Zeltwände so versetzt, dass das Kondensationswasser nicht auf die Zeltunterlage sondern unschädlich in die Erde fließt. Trotzdem werden die Zeltwände von innen feucht, dies wird in bestimmten Situation unvermeidbar sein. Solange man aber Acht gibt, dass man nicht die Wände berührt, ist dies oftmals ein kleineres Problem als man zunächst denken mag.
Die zweite Aufgabe des Innenzelts, die Insekten draußen zu halten, ist oftmals leichter zu lösen. Um dies zu erreichen, verwischen viele shelter die Grenze zwischen vollständigem Zelt und Tarp. Während zwar nach wie vor nur eine Wand Wind und Wasser draußen hält, wird hinter dem Eingang ein Mückennetz gespannt, um Insekten aus der Schlafkoje zu halten. Dies ist mit der Zeltwand direkt vernäht. Diese Art von Zelt ist möglicherweise die beste für ultralight Einsteiger, da sie schon ein sehr geringes Gewicht vorweisen können (manche Modelle wiegen unter 700 g, wie zum Beispiel das Lunar Solo von Six Moons Design), ohne sich gleichzeitig zu weit vom Design eines klassichen Zelts zu entfernen. Trotzdem muss man sich im Klaren darüber sein, dass ein ultralight shelter niemals den gewohnten Komfort eines zweiwandigen Campingzelts hat. Die nun mal unvermeidlichen Komforteinbußen werden aber durch die Kilogramm, die man an Gewicht spart, mehr als wieder wettgemacht.

Komforteinbußen bringen uns zu dem letzten Schritt, den man auf dem Weg zum leichtesten shelter machen kann (jedoch keineswegs machen muss!): Man lässt die Seitenwände eines Zeltes weg, heraus kommt ein Tarp. Die Idee hier hinter ist, sich auf die hauptsächliche und auch eigentliche Funktion eines shelters zu besinnen: Nämlich den Regen von einem selbst und seiner Ausrüstung abzuhalten. Dafür genügt eine wasserdichte Plane, die man über seinen Schlafplatz spannt, sowie eine ebenso wasserdichte Unterlage (sogenanntes ‚groundsheet‘), auf die man seine Isomatte legen kann und die von der aus dem Boden aufsteigenden Feuchtigkeit schützt. Wiederum erzeugt das Weglassen von Zeltplanen jedoch Probleme: Bei starkem Wind kann es durchaus schon einmal vorkommen, dass der Regen nicht von oben sondern von der Seite kommt und die fehlenden Seitenwände sind geradezu eine Einladung für Mücken.
Dem ersten Problem kann ein Tarp noch durch die ihm innewohnende Vielfältigkeit beikommen. Mit Hilfe von Bäumen und/oder Trekkingstöcken lässt sich ein Tarp so aufbauen, dass die dem Wind zugewandte Seite komplett abgeschlossen wird. Auf diese Weise kann der Regen in den allermeisten Fällen zuverlässig ausgesperrt werden. Sollte das Wetter wirklich verrücktspielen, kann man ein Tarp extrem niedrig über dem Boden aufspannen, sodass wirklich von keiner Seite mehr Wasser hineindringen kann. Da solche Art von Unwetter aber sehr, sehr selten vorkommen, lässt es sich auch verschmerzen, dass man unter seinem Tarp dann nicht einmal mehr aufrecht sitzen könnte.
Was Mücken und sonstige beim Schlafen unerwünschte Insekten angeht, hat ein Tarp Benutzer eigentlich nur zwei Möglichkeiten: In weniger von Mücken geplagten Gefilden vertraut er darauf, dass Kriech- und Spinnentiere sich selbst fernhalten werden oder er fügt seinem Schlafsystem einen ‚bivy sack‘ (Biwaksack) oder eine Mückennetz hinzu. Ein solches wiegt nur etwa 150 g (wie zum Beispiel der ‚Sea to Summit Escapist 15D Ultra-Viz Bug Net‘) vervollständigt aber ein Tarp set up soweit, dass es letztendlich genauso guten Schutz vor Wasser, Wind und Weichtieren bieten kann, wie ein vollständiges zweiwandiges Zelt.
Neben dem Vorteil, dass es wohl die leichteste shelter Alternative ist, besticht ein Tarp gegenüber den anderen Möglichkeiten auch dadurch, dass sich praktisch keine Kondensation an ihm ansammelt. Da es meisten zu allen Seiten hin offen aufgebaut werden kann, ist es stets gut durchlüftet und bietet dadurch auch das freieste und ursprünglichste Schlafgefühl, da keine Wand den Schlafenden von der Natur trennt.
All diese Vorteile zum Trotz muss man gewarnt sein, ehe man sich für ein Schlafsystem mit Tarp entscheidet: Ein Tarp erfordert große Outdoorerfahrung. Allem vorweg muss man wissen, wie man es in jeder Situation korrekt aufbaut und abspannt. Auch die Auswahl des Schlafplatzes ist bei einem Tarp enorm viel wichtiger als bei einem Zelt mit badewannen-ähnlichen Zeltboden. Will man in einer Regennacht nicht überschwemmt werden, muss man darauf achten, dass man sich einen leicht erhöhten Platz sucht, am besten auf Untergrund in den das Wasser auch versickern kann.

Zweiwandiges Zelt Einwandiges Zelt Tarp
Pro -Besten Wetterschutz

-Besten Schutz vor Kondensation

-Besten Schutz vor Insekten

-Modelle benötigen oft keine Trekkingstöcke zum Aufbau

-Platzwahl ist weniger wichtig

-Vollumfänglichen Wetterschutz

-Manche Modelle bieten durch Mückennetze weiterhin Insektenschutz

-Einfacher Aufbau

-Leichteste Variante

-Mit Erfahrung und ggf. Mosquitonetz kann ein ebenso guter Wetter- und Insektenschutz erreicht werden, wie bei einem zweiwandigem Zelt

-Hervorragende Belüftung

Contra -Schwerste Variante: die Meisten Modelle wiegen ca. 1 – 2 kg

 

-Meistens werden Trekkingstöcke zum Aufbau benötigt

-Oftmals Kondensationsbildung an der Innenseite

-Es werden Trekkingstöcke oder Bäume zum Aufbau benötigt

-Platzwahl oft trickreich und kann Zeit in Anspruch nehmen

-Erfordert Erfahrung beim Aufbau

Beispiele MSR Hubba Hubba NX

Big Agnes Fly Creek UL 2

Zpacks Duplex

Six Moon Designs Lunar Duo

Gossamer Gear Twinn Tarp

Mückennetz: Sea to Summit Escapist 15D Ultra-Viz Bug Net

-Groundsheet: Eine Plane aus Tyvek oder Polycro ist leicht und billig

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2 Antworten

  1. Martin Kleinostendarp sagt:

    Jungs. Ihr seit zwei Helden. Gerade das nicht wie beim PCT ausgeschilderte Terrain macht doch die Tour aus. Der PCT ist ausgeschildert wie die Wanderwege im Westerwald. Euch viel Spaß weiterhin. Lg Martin

  1. 7. Juli 2018

    […] Einen Artikel über verschiedene Arten von ultraleicht Zelten ist hier. […]

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