Schwarze Witwe in der Wüste – Casa de Luna nach Tehachapi (Meile 478 bis 566)
Am nächsten Tag in Casa de Luna sind wir uns unsicher, ob wir noch eine weitere Nacht dort bleiben sollen. Wir hatten zwar grade vor 24 Meilen einen erholsamen Zero in Hiker Heaven gemacht, andererseits gibt es an diesem Sonntag BBQ und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Auch die Überlegung nach dem BBQ am frühen Abend mit Andrew und This Way (eigentlich heißt er David und ist aus Korea, aber auf dem Trail ist er ‚This Way‘, weil er sich ständig verläuft) aufzubrechen, scheitert daran, dass die Pancakes am nächsten Morgen auch noch jemand Essen muss, und so bleiben wir vier gemeinsam noch eine weitere Nacht in Casa de Luna. Nach drei Runden Frühstücks-Pancakes sind wir endlich satt genug, dass wir uns wieder auf den Trail wagen. Es stehen heute 24 Meilen bis zur nächsten verlässlichen Wasserquelle auf dem Programm. Kurz vor dem Ziel erreichen wir einen Meilenstein auf unserem Weg: 500 (~800 km) Meilen haben wir seit unserem Start zurückgelegt. Je länger wir unterwegs sind, desto kürzer kommen uns die Abstände zwischen den 100 Meilen vor.
Unser Camp bei Meile 502 schlagen wir auf einem kleinen Gipfel auf, auf dem sich auch die Wasserquelle befindet: in diesem Fall ein großer Wassertank, in dem zwar ausgiebig aber nicht sehr appetitliches Wasser steht. Gut, dass wir unseren Wasserfilter haben.
Am nächsten Morgen findet Crash, der nur wenige Meter neben uns geschlafen hat, eine böse Überraschung auf seinem Rucksack: eine Schwarze Witwe hat in der Nacht ein Netz auf seinem Rucksack gebaut! Wie alle anderen auch, mit denen wir auf dem Gipfel schlafen, haben wir unser Zelt nicht aufgebaut und sind daher mächtig froh, dass die Dame nicht in unsere Schlafsäcke gekrabbelt ist.
Der Tag wird leider auch nicht besser. Es geht nämlich jetzt in die Mojave Wüste hinein. Schatten und Wasser werden auf den nächsten Meilen Mangelware sein, während wir uns wie eine Bratwurst auf dem Grill fühlen werden. Will man das vermeiden, bleibt eigentlich nur eine Lösung: Nachtwandern. Genau das tun wir auch. Nach einem kleinen Nickerchen in Hikertown (nicht zu verwechseln mit Hiker Heaven!), einem kleinen, sehr heruntergekommenen Hostel, das wie eine Western Stadt aussieht, starten wie gegen 17:30 in die Wüste. Der Trail führt an einem Aquädukt entlang, das L. A. mit Wasser versorgt. Zunächst ist dies noch offen, bald aber folgen wir einer Nebenleitung dieses großen Wasserflusses und gehen auf einem verschlossenen Rohr entlang.
Die Landschaft ist sehr flach, Joshua Trees werden von der Abendsonne in rotem Licht gebadet. Der Trail führt jetzt auf einem gut begehbaren Schotterweg entlang, deshalb brauchen wir trotz der Dunkelheit unsere Kopflampen nicht. Der dünne Mond und die Sterne geben uns genügend Licht, damit wir unseren Weg nicht verlieren. Wir sind nicht die einzigen, die in dieser Nacht unterwegs sind. Wir treffen verschiedene andere Grüppchen von Night Hikern, die sich aber immer erst wenige Meter vor einem aus der Dunkelheit schälen. Weil man sich auch nicht erkennen kann, weil niemand seine Kopflampe herausgeholt hat, ruft man sich halblaut die eigenen Namen gegenseitig zu. Jedesmal ist es ein großes Hallo, wenn man plötzlich im Dunkeln eine bekannte Gestalt trifft. Nach 26 Meilen lassen wir uns einfach neben der Straße erschöpft auf unsere Isomatten fallen und schlafen ein.
Der nächste Tag verläuft relativ ereignislos. Wir beschließen nicht in Lake Isabella halt zu machen, sondern in Tehachapi unseren letzten Resupply Stopp vor Kennedy Meadows zu machen. Ab dort fangen mit den Sierra Nevada die 4000 Meter hohen Berge an. Weil wir so langsam genug von der Wüst, der Hitze und dem vielen Wassertragen haben, werden wir die letzten ~140 Meilen bis dahin in einem Stück laufen.
Hier gehts zum nächsten Teil:
Das letzte Stück Wüste Von Tehachapi nach Kennedy Meadows (Meile 566 bis 702)
Was habt ihr mit der schwarzen Witwe gemacht? Einfach Netz weg und weiter?
Seid ihr noch mit This way unterwegs?
Viel Spaß in den sierras und liebe Grüße aus Bremen
Dario und Tom
Jup, die Witwe vom Rucksack geschüttelt, Netz weg und weitergelaufen.
Die letzten Tage waren wir immer kurz vor This Way, aber er müsste eigentlich bald hier in Kennedy Meadows aufkreuzen!