Klapperschlangenschreck – von Campo bis Mount Laguna (Meile 0 – 42)
Nach einer mehr schlecht als recht in 24h Subways verbrachten ersten Nacht in Amerika, konnte uns Bob endlich vom Bahnhof abholen. Bob Riess ist ein sogenannter Trailangel in San Diego, der PCT thruhiker bei sich in seinem Haus aufnimmt und am morgen zum Trailhead also zum Startpunkt des PCTs bringt. Von Mitte März bis Mitte Mai kümmert er sich um ca. 150 Hiker, dieses Jahr eben unter anderem auch um uns. Bei ihm zu Hause angekommen treffen wir gleich unsere ersten tapferen Mitwanderer. Judith und Laura sind zwei 20 jährige Australierinnen, die den PCT als Teil einer Rundreise durch Amerika machen. Anders als wir senden sie sich in jeden Ort Päckchen mit Verpflegung für den nächsten Trailabschnitt. Wir hingegen setzen darauf, auf dem Weg in kleinen Lädchen genügen Essensauswahl zu finden. Sandy, ein fast 70 jähriger Kanadier, wird mit uns am nächsten morgen starten. Nach einer erfolgreichen Einkaufstour durch den nächsten Supermarkt haben wir genügend Essen für die nächsten drei Tage und gönnen uns einen dringend benötigten Mittagsschlaf in Bobs Abstellkammer, die er uns zur Verfügung gestellt hat.
Am Abend werden für alle neun anwesenden Hiker Pizza bestellt und man sitzt nett zusammen auf Bobs Terrasse und debattiert angeregt über Resupply-Pläne und Ausrüstungsgegenstände. Ein heißes Thema ist natürlich die Schneehöhe in der Sierra Nevada, die dieses mal 180% über dem Durchschnitt liegt. Da Bob sieben von uns am nächsten Morgen pünktlich zum ersten Tageslicht zum Trailhead bringen will, gehen wir früh zu Bett.
Bob setzt uns kurz vor sechs am Startterminal ab. Wir sind die erste Gruppe dort. Jeder trägt sich im Trailregister ein, das dort ausliegt. Nach den obligatorischen Fotos vor dem Terminal gehts auf den Trail. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl, nach den Wochen der Vorbereitung und Planung endlich auf dem Trail angekommen zu sein. Die ersten Meilen flogen an uns vorbei. Die Temperatur war angenehm kühl, die Steigung nur moderat. Bald fingen wir an, andere Hiker zu treffen. Bisher sind es bis auf zwei Ausnahmen alles Thruhiker. Wir waren überrascht, wie viel auf dem Trail los ist. Aber so ist es wohl, wenn 50 Leute pro Tag ihren Thruhike anfangen.
Gegen 12 Uhr kam der aufregendste Moment des Tages: während wir stehen geblieben sind, um einen Schluck Wasser zu trinken, wurden wir von einem lauten Klappern von rechts aufgeschreckt! Eine Klapperschlange hatte sich neben dem Trail auf einem Stein zum Sonnen gelegt und fühlte sich durch unser Stehenbleiben bedroht. Instinktiv rannten wir auseinander. Das Problem war nur, dass Niki dann zwar auf der richtigen Seite der Schlange stand, Frederik aber noch an ihr vorbei musste. Glücklicherweise kam dann ein anderer Hiker vorbei, der nur einen knappen Blick auf das Biest warf und dann einfach langsam an ihm vorbei lief. So konnte sich dann Frederik ebenfalls an der Klapperschlange vorbei tasten. Wir wollten zwar Abenteuer auf dem Trail erleben, aber direkt sm ersten Tag von einer Klapperschlange angeklappert zu werden, ist doch ein bisschen viel!
An unserer ersten Campsite auf dem Trail, die an einem der wenigen Bäche liegt, zelteten mit uns noch 12 andere Leute. Wildnis fühlt sich anders an, aber dafür mussten wir immerhin nicht dry campen, sondern hatten einen Bach in der Nähe.
Nächster Teil:
Ein sehr spannender Bericht! Einen Klapperschlangenlosen weiteren Trail wünscht die Tantéte!