Von Mount Laguna bis Warner Springs (Meile 42 – 109)

Der erste „Ort“ an dem wir durchkommen ist Mount Laguna. Vor einem 30qm großen Lädchen, welcher jegliche erdenkliche Ausrüstung verkauft, türmt sich in einer Hikerbox ein Berg von Schuhen auf. Während draußen mehrere Hiker ein „Shake-down“ für ihre Ausrüstung von den erfahrenen Mitarbeitern bekommen, kauft sich Niki neue Schlaf-Socken. Der Laden lebt davon, den nicht so erfahrenen Hikern zu zeigen, auf welche Weise sie ihr baseweight reduzieren können und ihnen dann neue ultraleichte Ausrüstung zu verkaufen. Nach 40 Meilen wissen wir, dass es einige gibt, die das bitter nötig haben. Wir sind wohl eine der wenigen welche den Laden mit mehr anstelle von weniger Gewicht im Rucksack verlassen. Nach Burgern und Pommes geht es wieder auf den Trail.
Wir staunen stündlich über die ausschweifenden Blicke die sich uns jetzt schon bieten. Zu unserem Leid erfahren wir, dass man die nächsten 10 Meilen nicht Campen darf. Aber es kommt noch schlimmer, am Ende der verbotenen Zone befindet sich ein Rastplatz an der Straße, welcher wundervolle Plätzchen für unsere Zelte bieten würde. Dummerweise ist das Übernachten hier untersagt und nach einer Stunde hin und her überlegen entscheiden wir (Rick, Matt, Nik, Frederik) uns, es nicht auf ein Showdown mit dem Ranger ankommen zu lassen und ziehen erschöpft weiter. Nach einiger Zeit finden wir einen Platz, der für uns alle reicht. Wir zelten zwar fast direkt auf dem Trail aber dafür ist es wenigstens flach.
Am nächsten Morgen um 11 entdecken wir eine erfreuliche Überraschung: Tom (ein Trailangel) steht mit seinem riesigen Wohnmobil am Straßenrand und verteilt Frühstücks-Burritos + kalte Getränke an uns Wanderer. Hier füllen wir jeder 5 Liter Wasser auf, da die nächsten 33km alle Bäche ausgetrocknet sind. Am nächsten Tag, inzwischen schon der fünfte unserer Wanderung, erreichen wir gegen 9 Uhr einen „Water-Cache“, welcher alle 3 Tage von Freiwilligen aus dem nächsten Ort aufgefüllt wird. In den nächsten Stunden erfahren wir, warum dieser Abschnitt als Wüste bezeichnet wird. Wir haben eine steile Bergkette vor uns, welche bis auf einzelne Kakteen komplett karg ist. Unter der prallen, erbarmungslosen knallenden Sonne schlängelt sich der Trail an der Bergflanke entlang. Es ist mit Sicherheit über 40 Grad heiß. Auf der verzweifelten Suche nach etwas Schatten beschließen wir, unter einem kleinen Busch zu pausieren. Für zusätzlichen Schatten sorgt der an einen Trekkingstock gebundene Regenschirm. Wir breiten unsere Isomatten aus und warten die zwei heißesten Stunden des Tages ab.
Nach 4 Tagen und 70 Meilen strammen Wanderns kommen wir am 02. Mai endlich in Warner Springs an. Dieses Kaff besteht zwar wieder nur aus einer Feuerwehrstation, einem Golf Resort, einer Tankstelle und, für Thruhiker sehr wichtig, ein Post-Office, dafür hat es aber ein sehr Thruhiker freundliches Community Center, welches eine große Wiese hat, wo wir alle übernachten. Hier tummeln sich alle Hiker um das Wlan, die Ladestation für das Handy und die Eimerdusche. Rick und Ori, die gleichzeitig mit uns ankommen, gehen noch mit uns ins Restaurant, um eine Pizza zu essen. Die ersten 100 Meilen des Trails gingen sehr schnell vorbei. Wenn man nicht grade am Wandern oder Schlafen ist, trifft man gefühlt jede Meile neue Hiker. Wir sind erschöpft, freuen uns aber auf den Rest vom PCT genau so sehr wie auf den Zero-Day (also Pausentag, weil man 0 Meilen läuft), den wir hier nehmen werden.

Hier gehts zum nächsten Teil:

Die Cowboys im Schnee von Warner Springs nach Idyllwild (Meile 109 bis 179)

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2 Antworten

  1. Die Tante sagt:

    Freue mich, von Euch zu hören. Schön, dass Ihr nun auf dem Weg seid. Hoffe, dass es weiterhin so gut geht – würde am liebsten mitwandern

  1. 10. Juli 2018

    […] Von Mount Laguna bis Warner Springs (Meile 42 bis 109) […]

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