Via Dinarica – Kroatien III – Ab nach Bosnien!
Nach den anstrengenden Tagen im Velebit gönnen wir uns eine Auszeit in Gracac, einer kleinen Stadt am Fuße der Berge. Wir übernachten im Apartment Ana, welches sich besonders durch seine überaus netten Gastgeber bewährt. Am Abend schlendern wir zum einzigen Restaurant der Stadt und bestellen uns eine Jumbo-Pizza, Pivo und ‚Radler‘, was hier anscheinend sehr beliebt ist.
Am nächsten Morgen trampen wir dann nach Knin. Dort sitzen wir bis abends in einem Café, schonen unsere Beine und warten einen ordentlichen Regenschauer ab. Als der Regen nachlässt, machen wir uns an den Aufstieg des ‚Dinara‘ welcher mit nur 1866m der höchste Gipfel Kroatiens ist. Nach einigen Kilometern schlagen wir unser Zelt auf. Die restlichen Wolken über dem Tal zaubern uns noch einen wundervollen Sonnenuntergang. In aller Frische geht es morgens weiter Richtung Gipfel, wir kommen an Schafen und einigen Hütten vorbei, doch ansonsten ist es auch hier recht einsam. Leider wird uns oben der Blick von dichtem Nebel versagt und so machen wir uns nach kurzer Zeit wieder an den Abstieg auf der anderen Seite. Im Tal vor uns liegt nun ein großer länglicher See. Der Pfad führt uns an alten Steinmauern, welche unbenutztes Weidegelände einzäunen, vorbei bis zu einer der berüchtigten Karst-Quellen. Aus dem Stein kommt unterirdisch direkt ein Fluß zum Vorschein. Das Wasser sei nur 7° C kalt wird uns gesagt! Eine ansprechende Abkühlung, denken wir uns und hüpfen hinein.
Abgekühlt laufen wir auf einer engen Straße in den Sonnenuntergang und zelten auf einem der vielen unbenutzten Weiden. Die Via Dinarica führt auf der Straße bis an die bosnische Grenze und unser Plan war es bis dorthin zu trampen, doch es fahren so gut wie keine Autos hier. Wenig hoffnungsvoll, hier mitgenommen zu werden, schlafen wir ein. Am nächsten Morgen hält dann aber doch tatsächlich ein Auto für uns an, der Fahrer, ein braungebrannter Kroate, erzählt uns stolz er wohne direkt am See in einem Wohnwagen. Da er mehrere besitzt, bietet er uns direkt an, bei ihm am See zu bleiben und mehrere Tage/Wochen/Monate in einem seiner Wohnwagen zu wohnen. Er hat Kajaks, Käse von seinen Nachbarn und all das sehr idyllisch am See mit Bergblick.
Schweren Herzens sagen wir ihm, dass wir weiter müssen nach Bosnien. Er ist etwas traurig, organisiert aber direkt, dass zwei seiner Freunde uns bis in die nächste größere Stadt mitnehmen, sie kommen aus der Gegend und sprechen kaum Englisch. In einem alten nach Benzin riechenden Mercedes geht es mit Rock’n’Roll Richtung Bosnien. Als eine Gruppe Touristen auf Pferden an uns vorbeikommen, bietet einer uns abermals an, noch etwas zu bleiben, sein Freund hätte eine Ranch mit Pferden, wir könnten ebenfalls einen Ausritt machen! In der Stadt angekommen decken wir uns mit Essen für die nächsten Tage ein und trampen weiter. Den Rest des Tages werden wir in 3 verschiedenen Autos verbringen. Wir werden noch mitgenommen von einem Künstler aus London und einem Holländer mit einem dickem SUV der Marke BMW.
Die beste Mitfahrgelegenheit kommt jedoch zum Schluss: Hinter der bosnischen Grenze stehen wir an einer verlassenen Straßenkreuzung. Nach einer halben Stunde, in der alle an uns vorbei fahren, dreht dann ein altes holländisches Wohnmobile extra nochmal um. Drinnen sitzt Gerrit. Der 79 Jahre alter Rentner aus Groningen lehnt sich aus dem Fenster und erklärt uns, er fahre einfach immer der Nase nach. Für uns ist das gut genug und so steigen wir ein. Als wir ihm auf seiner Karte zeigen, wo wir hinwollen, sagt er, „machen wir!“ Während wir bei ihm unsere Handys nochmal aufladen dürfen, erzählt er uns von seiner Tour. Von Groningen fährt er nach Athen, wo er am zweiten Oktober einen Flug zurück gebucht hat. Im nächsten Frühling will er dann wieder runterkommen und sein treues Wohnmobile (Baujahr 1995) wieder nach Hause fahren. Unterwegs machen wir noch einen Stopp auf einen Kaffee in Tomislavgrad, bevor er uns wieder am Trail vor dem nächsten hohen Berg absetzt.